„Heute ist Karfreitag, stört es dich wenn ich die Johannes Passion von J.S. Bach bei der Arbeit höre?“ ist ein typischer Satz, den man kennt, wenn man mit mir zusammenarbeitet. Musik ist wichtig. Vor allem in einsamen Nachtschichten wenn es draußen ruhig ist und man entweder zu viel oder zu wenig Arbeit hat. Filmsoundtracks, Videospielmusik, klassische Musik wabern leise aus dem Arbeitszimmer der Pflege leise über den Flur ohne jemanden zu wecken, mit der Aufgabe mein Gehirn entspannt aber wach zu halten.
An meiner ersten Arbeitsstelle gab es Doppelstationen, die Stationszimmer waren Rücken an Rücken und meine Kollegin von nebenan kam nach ihrem Rundgang mit besorgtem Blick zu mir herüber und meinte in ihrer herzlich niederbayerischen Art „Stefan, des geht doch niad, dos Du de ganze Nacht dahockst und so a traurige Musi herst. Is irgendwos?“. Als erstes: Das ist echt Kollegialität und Empathie! Als zweites: „Du wuist mir also sagn das des Musik is, die du hörst wennsda gut geht?“ Ja. In dieser Nacht liefen ganz untypisch, The Cure, White Lies und das Album Exorcism von Bella Morte. Alles drei Rockbands mit einer gewissen klanglichen Tiefe, es rockt nicht nur, es schwebt auch und ich liebe es.
Auf dem Album Exorcism ist eines meiner Lieblingslieder überhaupt. Water Through Sand.
Bella Morte waren mir in den frühen 2000ern ein paar Mal positiv aufgefallen, danach waren sie aber wieder aus meinen Gedächtnis verschwunden. Dann kam das Album Before the Flood und dann Exorcism, die ich beide uneingeschränkt empfehlen kann.
Als ich den Entschluss fasste, als Cover-YT wieder regelmäßig Musik zu machen, arbeitete ich zeitgleich an Early Winter und Water Through Sand. Bei WTS war von Anfang an klar: Ich als Powerchordstümper werde das Riff nicht schaffen, und nach einem Tag proben bestätigte sich das. Fürs zusammenschribbeln von Takes bin ich zu stolz UND zu faul.
Außerdem machte mir die Gitarre zu schaffen. Early Winter enthielt keine Gitarrenspuren, der alte Bodentretter von damals funktionierte noch so tadellos wie früher, ich hatte sowieso nicht vor, ihn kurz oder mittelfristig zu ersetzen. Ein Effektgerät allein macht aber noch keinen Sound. Es ist ein Balanceakt, Wuchtigkeit und Verzerrung so aufeinander abzustimmen, dass die Spurengruppe (Gitarren spielt man grundsätzlich mindestens zweimal ein!) wuchtig aber noch differenziert genug klingt. Und das haute nicht hin.
Als die Gitarre hinhaute passte mir das Schlagzeug nicht mehr. Als das Schlagzeug fertig war, waren die Vocals plötzlich zu schwach und wurde nochmal aufgenommen.
Das einzige, was von Anfang an passte war der Bass. Ich hatte das Stück so umarrangiert, dass der Bass im Refrain die Synthielinie des Originals imitiert. Und das klappte nach etwas üben sehr gut. Dann fiel mir auf, dass ich an einer Stelle statt einer V-I eine V-vi Tonfolge eingespielt hatte, aaaaaaalso…..
Water Through Sand war der Prototyp. Die Möglichkeit erstmal alles verkehrt und mehrmals zu machen.
Nach Early Winter wünschte sich ein Kollege Lost in Hollywood als nächstes Cover, WTS blieb also eine gute Zeit länger liegen als geplant. Das hat dem Cover gut getan.
And the rain keeps coming down!
Ja sapperlot. warum habe ich das nicht mitbekommen, dass du auf Youtube wieder Songs veröffentlichst? (Gleich mal ein Abo dagelassen). Bella Morte kannte ich gar nicht. Das Cover finde ich gut gelungen!
Vielen lieben Dank 😀