Wie kam ich zu den „Pixel Mixers“

Dies ist eine 1:1 Übersetzung des 5. VLOGs, den ich am 26.12.20 auf Youtube hochgeladen habe

So, was hab ich nun die letzten 10 Jahre gemacht? Ihr wisst alle von Terrateya, und dass ich in der Liveband von „Transit Poetry“ gespielt habe, bis es zu einer „längeren Pause“ kam. Und wenn ihr 2016 und 17 in der Nähe von Ostbayern wart, habt ihr bestimmt mitbekommen, wie ich bei Soulimage Background gesungen und einen Microkorg gewürgt habe.

Und dann bin ich umgezogen – nach Thüringen. Wäre ein sehr schönes Fleckchen Erde wenn Bernd Höcke nicht hier leben würde, aber ich geniese meine neue Umgebung. Nach dem Umzug schmiss ich all meine Musikinstrumente in den Keller um sie nie wieder anzrühren, nach all dem was ich mit Soulimage erlebt hatte. Nicht die Band selbst betreffend, sondern eben die Umstände, die man so als Indiemusiker erlebt: Nicht promotete Konzerte mit schlechtem Ton und Licht, die es dir unmöglich machen, irgendeinen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen. Ich war also fertig mit Musik.

Also, was sind nun die Pixel Mixers? Alles begann mit einem Spiel. Einem verbotenem Spiel!

The Last Metroid is still alive

Im Jahr 2016 veröffentliche Milton Guasti, ein Tontechniker aus Argentinen seine Liebeserklärung an Metroid 2. Die Entstehung, der Rechtsstreit und der Kult um AM2R wurden damals in aller Ausführlichkeit besprochen, ich möchte aber Eure Aufmerksamkeit auf Level 5 – das geflutete Besucherzentrum lenken.

Milton hat eine komplett neue Gegend erschaffen und während die alten Level alle Remixe bekannter Musik als Theme hatten, wurden hierfür zwei neue komponiert. Das komplette Thema „Ancient Power“ wurde mein Handyklingelton, des Thema meiner Goth-Webradio-Sendung und die Hintergrundmusik eines VLogs über Linux. Es klang frisch, passte aber perfekt in den Kanon bekannter Metroidmusik. Wer hat das geschrieben? (Blick auf die Credits) Thorbjörn Brandrud, definitiv skandinawisch. Okay, seien wir also vernünftig und googeln wir den Herrn.

Ihr kennt mich. Ein junger Musiker mit einer ansehnlichen aber überschaubaren Followerzahl, der schöne Klaviermusik spielt? Werfen wir ihm mal ein bisschen Geld hin (ich wurde einer seiner Patreons). Nach weiterem herumklicken fiel mir auf, dass er wohl Mitglied in einer Videospielremix-Community namens „Pixel Mixers“ ist. Mal sehen, was die so machen.

Das (wahrscheinlich) erste Album, dass ich mir geladen hatte war das „Shovel Knight“ Album. Ich twitterte darüber und überraschenderweise antwortete der Account und war offensichtlich sehr interessiert daran, was mir am Besten gefallen hat und ob ich konstruktive Kritik abgeben könne. Ich weiß nicht mehr genau, wann ich auf den Discordserver geklettert bin, ich begrüßte alle, meistens guckte ich aber nur durch das Schlüsselloch und beobachtete wie sich diese Community organisiert und war stets bedacht darauf, niemandem auf die Nerven zu gehen.

Das alles änderte sich, als Torby Brand – ihr erinnert Euch? Der von gerade eben – einen Aufruf retweetete in dem Musiker und Zelda Fans wegen eines geplanten Albums in die Community eingeladen wurden. Es ging um die Musik von Majoras Mask und Ocarina of time.

Und schon haben Sie mein Interesse 😉

Zu diesem Zeitpunkt war mein Equipment noch immer weggepackt, die Saiten auf dem Bass und der Gitarre verbraucht und soweiter. Und eigentlich müsste ich ja mal endlich das Update für meine Drummaschine besorgen und – ach gugge! – Der Piano VST ist im Angebot. (Ja, das funktioniert auch bei Männern)

Also war ich wieder technisch aufgestellt, es war an der Zeit die Sorgen abzustreifen, sich erneut von den Musen küssen zu lassen. ICH MACH DAS!

You’ve met a terrible fate

Es klingt total einfach bis man anfängt es nachzubauen

Okay. Warum hab ich das gemacht? 7/8 Takte? Rhythmuswechsel? Chromatische Harmonie im C-Teil? Was hab ich mir nur gedacht?

Und so verlies ich meine Wohlfühlzone, an einem gewissen Punkt funkte es endlich: Koji Kondo wird mich nicht besiegen, ich werde mich dem Wahnsinn ergeben, noch mehr Rhythmuswechsel einbauen, den seltsamen C-Teil bändigen, einen eigenen D-Teil hinzufügen und am Ende alle einem schneller werdenden 9/8 Teil abrunden.

Jazzmusiker mögen über sowas milde lächeln, aber ich komme aus dem Gothicbereich – ein Genre das dem Punk(!) entsprungen ist…. DAS ist Learning by doing.

Und schließlich war ich bereit für das Quality Control Team.

Das ist etwas, was manche Musiker als Angriff auf ihre Kreativität missverstehen könnten: Wenn man an einem Albumprojekt teilnimmt müssen alle Tracks bei der Gruppe von Moderatoren und erfahrenen Mitgliedern abgenommen werden. Was bei weitem nicht das jüngste Gericht ist – die meisten Tipps sind sehr hilfreich. Zum einen die technischen Sachen, Dinge, die geändert werden müssen, damit sie ordentlich gemastert werden können. Zum Anderen wirklich hilfreiche konstruktive Kritik, eher Vorschläge als Auflagen, Dinge, die man vielleicht besser machen könnte. Ein gutes Mittel gegen Betriebsblindheit!

Mein erstes QCT war eine Katastrophe. Ich war nicht nur ein Erstling, der noch nicht den kompletten Dreh in dieser Community raushatte, ich war ausserdem komplett aus der Übung wenn es darum geht, komplexe, epische aber ausgewogene Rock Tracks zu machen.

Aber: Das hier musste kein Soloprojekt werden. Bis dahin hatte ich noch immer kaum Kontakt mit der Community. Darum gab mir Hashel, Pixel Mixer Admin und ein sehr geduldiger Mensch, den Tipp, der letztendlich zur Besserung führt:

Hol Dir Hilfe!

It’s dangerous to go alone

Tremendouz hat eine beeindruckende Bibliothek an VSTs und viel Erfahrung darin, komplexe, orchestrale Songs zu arrangieren. Er und ein Freund mit einem Abschluss in klassischer Musik halfen mir meine Streicher und Bläser Sektion aufzuräumen und „Majoras Boss Battle Theme“ wurde schließlich freigegeben. (Und zwar mit Version 8 – oh Mann bin ich scheiße!)

Also hatte ich nun die Wahl, etwas zu chillen, mir einen anderen Track auszusuchen, den Kollaborationskanal zu durchforsten oder beim monatlichen Wettbewerb mitzumachen. Bis heute hab ich nie am Wettbewerb teilgenommen (*hust*) also begann ich mit einem anderen Zeldatrack. Diesmal schrieb ich das Arrangement und dachte bereits an Torby Brand, der erfreulicherweise zusagte, nachdem ich ihm ein Demo und Noten geschickt hatte. Diesmal war es nicht so, dass man sich irgendwie mit dem Wahnsinn des Originals arrangieren musste, nein, WIR bauten uns den Wahnsinn selbst.

In der Projektorga steht (sinngemäß übersetzt): Wir ermutigen alle zu kreativen Arrangements, eine simple Wiederholung von Strophe und Kehrvers ist NICHT OKAY und wird nicht angenommen. Wir möchten ein wenig von Euch selbst in eurem Werk hören

Das „Ein wenig von uns“ ist im wesentlichen der polyharmonische (aka völlig verdrehte) Teil kurz vor dem Ende. Und ich bin sehr zufrieden mit diesem Stück, das in drei entspannten QCT-Runden freigegeben wurde.

Und dann kamen die Kollaborationen. Kenny Jr – ein Drummer aus Texas – machte ein sechsminütiges Smooth Jazz Stück aus der „Sonate des Erwachens“, ein Stück, das eigentlich nur aus einem 8-Takte Loop besteht. Und ich lieh ihm mein Bassspiel. Auch wenn ich dadurch merkte, wie sehr ich aus der Übung bin. Kenny tritt mich immer wieder aus meiner Komfortzone hinaus. Und ich bin dankbar dafür.

Und dann….. Wurde das Projekt gestoppt.

Part 5: Dawn of the final Day

Das hier kommt von jemandem, der mehr Zeit verschwendet hat, um das dritte Soul in Sadness Album fertig zu bekommen, als es irgendwie vernünftig gewesen wäre. Ich bin also nicht hier um über die Schwierigkeiten zu richten oder zu reden, die irgendjemand anderes hat. Punkt ist: Das Zelda Album wurde wegen persönlicher Probleme eines Projektmanagers auf Eis gelegt. Andere Projekte wurden von anderen Moderatoren übernommen, aber Link legte sich schlafen – was er halt so tut.

In der Zwischenzeit holte mich Kenny für zwei weitere Tracks. Schneider Souza aus Brasilien – ein Mitglied des Quality Control Teams – suchte nach Mitstreitern für einen Chor für ein Cover von Golden Sun. Als ich zusagte wusste ich nicht, dass es für den monatlichen Wettbewerb sein würde und – tja – er gewann 😀

Jmabate aus Frankreich bereitete eine Riesen-Kollab für ein Medley der Golden Axe Spiele vor. Ich deutete eben „Die Probleme eines Anderen“ an und dass ich nicht darüber reden werde. Aber ich kann über mich reden. Wenn ihr mich im Real Life kennt, dann wisst ihr, dass ich entweder stundenlang über nerdiges Zeug laber ODER mich in irgendeiner dunklen Ecke verstecke und hoffe, dass mich niemand sieht. Das Gefühl nicht dazu zu gehören: Imposter Syndrom. „Ich bin nicht gut genug, ich werde diese Leute nur auf mein Niveau runter ziehen“. Als ich also dieses Bild sah – ich neben meinen Communitykollegen, mit denen ich erst seit Kurzem bekannt war – wow! Just wow!

Part 6: Dawn of a new day

Am Ende wurde alles gut. Das Projekt bekam wieder Schwung, wenn dieser Vlog erscheint, ist auch das Album „Sunrise & Moonfall“ erschienen. Vier CDs für alle Legend of Zelda – Bedürfnisse (Link zum Download)

Was ist sonst noch passiert? Nach einer kurzen, sachlichen Unterhaltung um „General Discussion“-Kanal kam ich zu dem Schluss, dass ich meinen Backkatalog über soundrop veröffentlichen würde. Und da soundrop damit wirbt, Experten für Coverversionen zu sein, musste ich natürlich ihre Dienste austesten. Dieser „Test“ nennt sich „Stranges Winter“ und erschien im November. Mein erstes kleines Release seit acht Jahren!

Mein alter Bass „Albert“ starb kurz darauf an Halsüberlastung, aber nun bin ich wieder voll aufgstellt: Moderne Drummaschine, Piano und ich habe mir endlich einen Fünfsaiter geholt. Nach einem Collab-Marathon hab ich mich für ein weiteres Release eingeschrieben – diesmal betreffend ein Spiel mit Wölfen, Blumen und Zeichnungen – inkl. einer weiteren Collab auf dem selben Album mit einem anderen Arrangeur.

Das praktische an Blogs – man kann rückwirkend in die Zukunft sehen

Da ich nun wieder zurück im „Flow“ bin, denke ich natürlich darüber nach, ein weiteres Soul in Sadness Album zu machen. Ich hab noch einige Konzeptfetzen seit Jahren in der Schublade liegen. Ein paar Riffs, Akkordfolgen, nicht allzuviel aber zumindest ein Anfang.

Die Kunst ist definitiv in guten Händen. Es werden dazwischen immer wieder VGMs kommen und auch längere Funkstillen, aber wahrscheinlich arbeite ich dann einfach mit jemand anderem zusammen.

Bevor es hier zum Ende kommt, noch ein paar Shoutouts: Torby Brand für seine Musik und dass er mich in diese Community gebracht hat. Kenny dafür, dass er mich regelmäßig antreibt und allen Kollaborateuren mit denen ich arbeiten durfte.

Zu guter letzt die Pixel Mixers Mods, das Quality Team und natürlich Hashel. Du hast einen Community erschaffen, die kreativ, wholesome und unterstützend arbeitet. Das ist eine Leistung wenn man daran denkt, wie sich die meisten Leute einen Nerd oder einen Rockstar vorstellen. Du hast mir neuen Antrieb gegeben. Sei stolz auf Dich

Thank you for watching
Auf Wiedersehen

(Im Mai 2021 wurde ich teil des Quality Control Teams *g*)

Ein Gedanke zu „Wie kam ich zu den „Pixel Mixers““

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